Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Mittwoch, 29. Mai 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Dietmar hat seine Schwester noch nicht gefunden – schauen wir uns doch mal ein Gespräch der Nervenärzte Bernhard und Zwackelmann an...

Wolfgang?“
Ja, wer spricht da?“
Ich bin es, Markolf – pass auf, der Röber war grade bei uns und hat nach seiner Schwester gefragt.“
Und?“
Ja was ´Und´?“, stieß Dr. Bernhard gereizt hervor.
So wie abgemacht, ich hab gesagt, dass wir sie entlassen haben.“
Sehr gut!“, lobte Zwackelmann
Sehr gut, sehr gut – Mensch Wolfgang, auf was für einen Deal habe ich mich da eigentlich eingelassen! Was hast du mit dem Mädel vor? Du wirst doch ...“
Nicht am Telefon!“, unterbrach Zwackelmann barsch.
Das läuft jetzt ganz entspannt“, versuchte er seinen Kollegen zu beruhigen. „Du schickst mir die Namen von den Leuten, die bei dir mit der Röber Kontakt hatten und mitbekommen haben, dass sie in meine Privatpraxis überstellt wurde, also der Fahrer, die Schwestern usw., und die kriegen das Übliche und bestätigen, dass sie die Klinik wieder verlassen hat. Und wenn doch was an die Öffentlichkeit dringt, dann füttern wir die Medien mit einer Horrorgeschichte, dann ist die kleine Sandra Röber eben von einem der Kannibalen, die bei euch einsitzen, aufgefressen worden.“
Zwackelmann musste lachen.
Dafür, dass du jede und jeden Patienten, der Röber heißt, in den letzten fünfzehn Jahren zu mir geschickt hast, bist du doch nicht schlecht entlohnt worden, oder?“
Ja schon, aber …“
Na also! Wie sieht es eigentlich aus, hast du Lust, in den Vorstand der Berliner Ärztekammer aufzusteigen? Ich schau mal, was ich da für dich machen kann …“
Das wäre mehr als angemessen!“ Und damit hing Dr. Bernhard ein.

Der Markolf … dieser Schlappschwanz, dass er sich mit so einem Pöstchen abspeisen lässt!“, sinnierte Zwackelmann, als er ins Nebenzimmer seiner Praxis eilte, wo die bewusstlose Sandra auf einer Pritsche lag.

Nächste Woche Mittwoch geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Mittwoch, 22. Mai 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah:
Fred und Dietmar ist es gelungen, Alkohol zu stehlen – jetzt muss er nur noch zugestellt werden...

Hastefein jemacht!“, lobte Fred seinen kleinen Flaschengeist, der erschöpft zwischen seinen Beinen hing.
Sie hatten den Krankenhausgarten erreicht und sich dort auf eine Bank gesetzt und die Jägifahne robbte durch das kurz getrimmte Gras direkt auf den Anstaltstrakt 4 los.
Keine Minute später konnte Dietmar mit seinem Glasauge beobachten, wie der Schnaps unter einer Zellentür durchfloss und sich ein älterer Mann auf die Knie schmiss und leidenschaftlich die Pfütze aufschlabberte.
Woran hat der doc jemerkt dit icke n aloholika bin?“
Das kannst du dir aussuchen: An deinem roten, aufgedunsenen Gesicht, an der Alkoholwolke, die dich umnebelt, oder an den Jägermeisterflaschen, die in deiner Plastiktüte klappern …“
Aba sieste, die wolltn misch wieda hier behaldn, dit scheint son fetisch von den su sein: aloholika su quäln. Den martin gehts gleich bessa ...“
Sie haben meinen Schnaps geklaut – wie soll ich jetzt verdammt noch mal über den Tag kommen?“, hörten sie plötzlich Dr. Bernhards Stimme.
Erschrocken drehten sie sich um, merkten aber sofort, dass das nur die Jägi-Fahne war, die redselig durch die Luft wirbelte.
Wo jehts ne jetzte hin?“
Nicht weit, zu Fuß erreichbar!“
Während der kurzen Unterredung mit dem Klinikarzt hatte Dietmar versucht, die krakelige Schrift auf dem ersten Blatt des Clipboards zu entziffern. Viel war nicht zu erkennen gewesen, aber allein ein Wort hatte genügt, um Dietmar zu zeigen, in welch großer Gefahr seine Schwester schwebte: der Name „Zwackelmann.“
Nächste Woche Mittwoch geht es mit der Suche nach Dietmars Schwester weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Sonntag, 19. Mai 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah:
Dietmar und Fred sind in einer Nervenklinik, um Sandra abzuholen, doch Fred bekommt plötzlich Mitleid mit einem befreundeten Patienten.
Schafft es Fred Dietmar zu überzeugen, einem Patienten zu helfen?

Weißt watt misch traurisch macht?“, sagte Fred nach einigen Minuten.
Was?“
Das hir so viele patzienten sind, die hir ga nich sein wolln. Mein kumpl, der martin, sitzt in block vier, dem alki-jefängnis und die lassn den da fadurstn. Der martin is aloholika jewodn, weil ers nich jeschaft hat hatz vier antträge auszufülln, der brauch den alohol, versteste … Was ick fragn wollt, ob wir den martin nen bischen alkohol vorbei bringn könn?“
Wie stellst du dir das vor? Ich sag zu dem Doc: ´Wir besuchen kurz noch mal einen Freund, in Block vier, wir haben da so ein kleines hochprozentiges Mitbringsel dabei?´ – Das kannst du dir abschminken, erst mal holen wir meine Schwester hier raus!“
Nee, wir müssn den martin nich besuchn, dit macht allit meine jägi-fahne.“
Kann ich mir nicht vorstellen – aber wenn du Alkohol suchst: Der Psycho-Doktor hat eine Whiskyflasche in seinem Schrank, die klemmt hinter dem Brockhaus für Psychopharmaka.“
Echt? Mach die mal uff und leg den deckl danem!“
Aber der kommt vielleicht gleich!“
Na mach schon, schnell!“
Dietmar schielte in Richtung Tür und sah, dass „Dr. Christian Bernhard“, so das Namensschild, und die Pflegerin durch den Gang auf das Sprechzimmer zukamen.
Er hechtete hinter den Schreibtisch, öffnete die Schranktür, hievte den Wälzer aus dem Fach, griff sich die Flasche und zog den Korken heraus. Sekunden später waren Flasche und Buch wieder verstaut, er plumpste auf seinen Stuhl neben Fred und Arzt und Pflegerin betraten das Zimmer.
Herr Röber, Dr. Bernhard, mein Name. Sie kommen wegen Ihrer Schwester, der Frau Sandra Röber?“, sagte der Arzt, während er hinter den Schreibtisch eilte.
Ja, rich …“, dann verschlug es Dietmar die Sprache.
Er sah, wie sich auf der Schranktäfelung ein großer dunkler Fleck bildete, der langsam aus dem Holz hervortrat.
War das die vollgesogene Jägi-Fahne? Er war so irritiert, dass ihm fast entgangen wäre, wie Dr. Bernhard ein Clip-Board hastig in eine Schublade feuerte – aber nur fast.
Wir haben Ihre Schwester bereits wieder entlassen“, sagte der Arzt.
Wenn ich diesem Seelenklempner jetzt erzählen würde, was ich grade sehe, behält der mich hier, dachte Dietmar, während er beobachtete, wie die Jägifahne hinter dem Arzt kontrolliert an der Schrankwand hinunterfloss.
Können wir sonst noch was für Sie tun, Herr Röber? Oder für Ihren Freund? Auf der 4b haben wir sehr gute Methoden entwickelt, um diverse Drogensüchte zu bekämpfen.“
Die Jägifahne glitt über das Linoleum behäbig auf Freds Hosenbein zu und zog sich dann an dem Kordstoff hoch.
Nein, mein Freund ist ein glücklicher Alkoholiker,“ entgegnete Dietmar, als die Jägi-Fahne in Sicherheit war, „aber im Zimmer 143 steckt sich ein Patient grade bunte Pillen in den Arsch! Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch!“
Er zog Fred aus dem Stuhl und sie verließen das Zimmer.
Schwester Petra, kommen Sie sofort in mein Büro!“, blökte Dr. Bernhard durch die Sprechanlage, als die beiden draußen waren. „Der Penner hat Wasser gelassen! Das ist unverzüglich zu entfernen!“

Nächste Woche Mittwoch geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Mittwoch, 1. Mai 2013


Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Sandra wurde von einem Arzt überrumpelt – aber die Rettung naht...

Mittlerweile hatten auch Dietmar und Fred die Klinik erreicht.
Für Suchtkranke – da müssen Sie ins Gebäude vier“, nuschelte die Pflegerin im Empfangszimmer nach einem kurzen Blick auf Fred.
Nein, ich komme wegen meiner Schwester – Sandra Röber, sie hat sich selbst bei Ihnen eingewiesen …“
Ah, Frau Röber, ähm, kommen Sie bitte kurz mit!“
Kurze Zeit später betraten sie mit der Pflegerin das Zimmer des Stationsarztes.
Bitte nehmen Sie Platz, der Doktor kommt gleich“, sagte die Pflegerin und verließ den Raum.

Weißt watt misch traurisch macht?“, sagte Fred nach einigen Minuten.
Was?“
Das hir so viele patzienten sind, die hir ga nich sein wolln. Mein kumpl der martin sitzt in block vier, dem alki-jefängnis und die lassn den da fadurstn. Der martin is aloholika jewodn weil ers nich jeschaft hat hatz vier antträge auszufülln, der brauch den alohol, versteste … Was ick fragn wollt ob wir den martin nen bischen alkohol vorbei bringn könn?“
Wie stellst du dir das vor? Ich sag zu dem Doc: ´Wir besuchen kurz noch mal einen Freund, in Block vier, wir haben da so ein kleines hochprozentiges Mitbringsel dabei?´ – Das kannst du dir abschminken, erst mal holen wir meine Schwester hier raus!“

Kann Fred Dietmar überzeugen, seinem Freund Martin zu helfen – am nächsten Mittwoch geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann