Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Donnerstag, 14. März 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Der Bodybuilder Mike ist zusammengebrochen und wurde von Dietmar und Sandra gerettet – am nächsten Morgen geht es weiter...

Bestürzt zog er seine Jacke wieder an.
Enthusiastisch war Dietmar aus dem Hobbykeller in ihre Wohnung hinaufgestürmt, um Sandra von der neuen technischen Errungenschaft zu berichten, die er seinem Glasauge hinzugefügt hatte. Aber von seiner Schwester keine Spur. Stattdessen lag ein Zettel auf dem Küchentisch:
Habe heute morgen beim Einkaufen wieder diese Stimmen gehört. Da du gestern gesagt hast, dass du mich nicht aus der Klapse holst, gehe ich davon aus, das du mich auch nicht hinbringen würdest. Bin auf dem Weg in die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Sandra“

Hatte er gestern zu hart reagiert? „Mist. Ich hätte die Sache mit diesen Stimmen vielleicht doch ernster nehmen sollen, dann wär mir jetzt wenigstens klar, was die so flüstern“, dachte sich Dietmar, während er die Treppen hinunter eilte.
In eine sozialistische Partei hätte sie eintreten sollen, gleich nach ihrer Grufti-Phase, die vermitteln den jungen Leuten Werte! Plakate kleben, körperliche Arbeit – dann kommt man nicht auf dumme Gedanken“, murmelte er, als er am Hermann-Center vorbei stapfte.
Vielleicht sollt ich ihr ein paar Blumen mitnehmen?“
Obwohl ... Er stellte sich vor, wie er Sandra den Blumenstrauß hinhielt, während sie in einer Zwangsjacke steckte. Verdammt, diese ganze Sache nahm ihn mehr mit, als er es sich eingestehen wollte …

Währenddessen wurde Sandra mit der ärztlichen Diagnose konfrontiert.
Das sieht gar nicht gut aus, Frau Röber!“, sagte Dr. Zwackelmann und schaute mit leidender Miene auf die Graphen, die sein Drucker gerade ausgespuckt hatte.
Es kann theoretisch natürlich einfach eine psychische Disposition sein – im günstigsten Fall –“, er strich sich bedächtig durch seinen grauen Jürgen-von-der-Lippe–Bart, „oder aber es handelt sich um etwas Organisches, also Metastasen im Großhirn beispielsweise, das müsste aber erst durch ein CT geklärt werden. Jedenfalls ist es gut, dass sie sofort einen Arzt aufgesucht haben …“, fuhr Zwackelmann fort.

Sandra saß wie gelähmt in ihrem Stuhl. Warum wurde sie vom Schicksal ein weiteres Mal so hart geprüft? Und warum wurde ihr grade jetzt, wo sie und Dietmar eine Mission hatten, ein solcher Klotz in den Weg gelegt?
Ihre Lebensaufgabe sollte es doch offensichtlich sein, ihren Mitmenschen zu helfen. Deswegen hatte sie bei ihrer letzten Erleuchtungsmeditation „Ja“ gesagt und ihre Mission akzeptiert.
Aber wie soll ich anderen helfen, wenn meine eigenen Chakren völlig unbalanciert sind?“, fragte sie sich und wischte sich eine Träne von der Wange.

Horrordiagnose für Sandra? Wie reagiert Dietmar? Am nächsten Mittwoch geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann


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