Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Mittwoch, 13. Februar 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Nachdem der Ein-Euro-Jobber Mike ärztlich versorgt wird, überlegen Dietmar und Sandra, wie sie weiter fortfahren...

Wir fahren ihn gleich morgen besuchen!“, forderte Sandra, als sie eine halbe Stunde später wieder in der S-Bahn saßen und ihrer gemeinsamen Leidenschaft frönten: dem Streiten.
Jaja, machen wir ja – du kriegst dein Helfersyndrom wieder mal nicht unter Kontrolle …“
Wenn wir unser Hartz-Angel-Projekt ernst genommen hätten, dann wären wir gleich mitgefahren!“, zischte Sandra zurück.
Ach, und wie hätte ich den Bullen erklären sollen, wie wir ins Haus gekommen sind? Oder warum wir dort waren? ´Ja, meine Schwester hatte in der Nacht einen Traum, von einem starken, gut gebauten Mann und deswegen …´“
Zumindest gibst du jetzt mal zu, dass an meinem Traum etwas Wahres dran war!“
Ach“, winkte Dietmar ab, „mich interessiert viel mehr, warum sein Körper so brutal reagiert hat. Ich habe gesehen, dass er kurz zuvor was gegessen hat: Vielleicht ist das so eine Art Schutz gegen Mundraub. Kann ja sein, dass diese Snobs das Essen vergiftet haben oder das Jobcenter steckt dahinter, um die Arbeitslosenzahlen zu manipulieren …“
Oder er wurde verhext, so wie der gedampft hat! So was gibt‘s! Ich gebe ihm gleich mal ein wenig Fernreiki …“ Sandra legte die Hände auf die Knie.
Oh, Mann ... Wenn du hier gleich ein Pentagramm legst, dann sag Bescheid, dann setz ich mich woanders hin.“
Von mir aus, da störst du wenigstens mein Energiefeld nicht!“
Dietmar stand auf: „Pass mal auf, Schwesterherz, nur für den Fall, dass du morgen beim Brötchenholen wieder diese Stimmen hören solltest: Ich hol dich nicht aus der Klapse.“
Er setzte sich provokativ zwei Sitzbänke weiter nach vorne – neben eine adrette Blonde, scannte jedoch kurz darauf ihr künstliches Hüftgelenk und versank in dumpfes Brüten …

Nächste Woche geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

Mittwoch, 6. Februar 2013

Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Der Ein-Euro-Jobber und Hobbybodybuilder Mike ist zusammengeklappt, aber zum Glück sind Dietmar und Sandra in der Gegend...

Wir müssen rein, der hat vielleicht ‘nen allergischen Schock! Ich ruf den Notarzt, du gehst vor!“, befahl seine Schwester.
Dietmar steuerte auf die Eingangstür zu und klingelte.
Das Yuppie-Girl macht nicht auf“, rief er Sandra zu.
Egal, wir müssen da rein, und zwar jetzt! Also mach!“
Innerhalb von Sekunden hatte Dietmar mit seinen Dietrichen die Tür geöffnet und kurze Zeit später standen sie vor dem auf dem Boden liegenden Mike, der aussah, als ob er dabei wäre, sich aufzulösen: Aus den Poren trat eine glitschige Flüssigkeit und durch die Kleidung waberten heiße Dämpfe …
Mann, bin ich froh, dass ich keine Allergien habe“, entfuhr es Dietmar. Sandra hatte ihrer Tasche derweil Kräuter und Heilsteine entnommen, wohl wissend, dass ihre spirituellen Kräfte allein kaum reichen würden, um Mike am Leben zu erhalten.
Fünf Minuten später trotteten zwei Rettungssanitäter mit Trage und Arztköfferchen in die Küche.
Oh Gott, was ist denn mit dem passiert? Ist der in einen Topf mit Salzsäure gesprungen?“
Nun hören Sie mal mit dem schamanischen Rumgehopse auf, ich muss mir hier erstmal ein Bild machen!“, entfuhr es dem einen nervös. Er beugte sich über den zischenden Körper: „Immerhin, er atmet noch …“
Was jetzt, Doc, sollen wir diesen Haufen Mensch mitnehmen?“, rief der Fahrer ungeduldig von der Tür aus.
Sie müssen“, insistierte Sandra, “er wird es schaffen!“
Ist das Ihr Anwesen?“, wandte sich der Fahrer erbost an sie „Diese ganzen zersägten Bäume da draußen – da können wir mit dem Rettungswagen natürlich schlecht aufs Gelände fahren. Na los …“
Wir kommen mit!“
Nein, das machen wir nicht, unser Freund ist doch in den besten Händen!“, entgegnete Dietmar, der gerade durch die Hauswand gesehen hatte, wie zwei Streifenwagen neben der Villa einparkten.
Rasch zog er seine Schwester Richtung Hinterausgang.

Wird Mike diesen Anfall überleben? Wird er weiter als leidenschaftlicher Ein-Euro-Jobber arbeiten können? Nächste Woche geht es weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann