Hartz Four - eine Superhelden-Kurzgeschichten-Saga


Seit Jahren sind Hartz-IV-Empfänger die Deppen der Nation. Ob in Ein-Euro-Jobs als billige Arbeitskräfte missbraucht oder vom Jobcenter schikaniert – immer müssen Hartzies herhalten. Doch jetzt treten vier Superhelden in Berlin-Neukölln an die Seite der Armen und Entrechteten: Hartz – Four!

Dietmar Röber


Dietmar

Sandra Röber


Mike Matschke


Fred


Der Boss der Truppe verlor bei einem Unfall sein rechtes Auge. Das Glasauge, das man ihm dafür einsetzte, befähigt ihn nun durch Gegenstände schauen zu können...Dietmars kleine Schwester ist mit allen esoterischen Wassern gewaschen! Häufig sind es ihre prophetischen Träume, die der Hartz-Four Gruppe zeigen, welche arme Hartz-IV-Seele gerade Hilfe braucht.Seit einem allergischen Anfall verfügt dieser Bodybuilder über enorme physische Kräfte, die er allerdings nicht immer kontrollieren kann.Diesem Vollbluttrinker ist es gelungen seine Alkoholfahne zu domestizieren: Diese kann sich unsichtbar durch Räume bewegen und Stimmen imitieren - Sie ist das heimliche fünfte Mitglied des Hartz Four - Clans...



Dienstag, 19. Juni 2012


Die Hartz-Four Truppe entsteht
Was bisher geschah: Dietmar ist auf dem Weg ins Krankenhaus, um Sandra zu besuchen, die sich selbst in die Nervenklinik eingewiesen hat...

Zur selben Zeit entschloss sich Dietmar vor dem Center, für Sandra Schokolade zu kaufen. Nervennahrung, da konnte man nichts falsch machen, die konnte man notfalls auch verfüttern.
Nu geh mal zu dem alten Sack da vorn, na geh schon!“
Bitte?“ Dietmar blickte sich um – aber da war keiner, der den Satz gesagt haben konnte.
Was war das denn …?“, fluchte er.
Na wird’s bald?“, dröhnte es an sein linkes Ohr.
Was ist denn das für ein Dreck?“ Dietmar war nicht zum Scherzen zumute.
Er aktivierte sein Glasauge und begann, akribisch die Umgebung zu scannen:
Im Einkaufscenter konnte er im Aufenthaltsraum zwei rauchende, frustriert dreinblickende Verkäuferinnen ausmachen. Und in der Getränkeabteilung stopfte sich ein Zehnjähriger gerade ein Bier in die Jackentasche. Nichts Verdächtiges also. Sein Blick drang in das Innenleben der angrenzenden Neubauten. Ein Mann brüllte seine Frau nieder, eine Fünfjährige hockte vor einem riesigen Plasmabildschirm und guckte Manga-Filme und ein Mann betete Richtung Mekka, während seine Frau Tee kochte und sein Sohn über einem Schaltkreis brütete. Neuköllner Alltag halt, dachte Dietmar, als sein Blick wieder am Eingang des Hermann-Centers angekommen war, auf dessen Treppenabsatz ein Alkoholiker hockte.
Bildete er sich das grade ein, oder gestikulierte der in seine Richtung? Bei Besoffenen war das ja schwierig zu sagen. War das der alte Sack?
Geh schon hin!“, brüllte es in Dietmars Ohr und süßer Alkoholduft stieg ihm in die Nase.
Kacke, was ist das bloß?“, murmelte er und blickte sich nochmals um. Nichts.
Nur der Alkoholiker, der jetzt entschiedener in Dietmars Richtung gestikulierte. Unsicher ging Dietmar auf den Mann zu.

Wer verbirgt sich hinter dieser seltsamen Stimme? Am nächsten Dienstag geht die Hartz-Four-Saga weiter...

© Georg Weisfeld c/o Agentur Literatur Hebel & Bindermann

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